Dass es Menschen gibt, die mit ihrer Buchhandlung scheitern,
lesen wir derzeit viel zu oft. Dass es auch Menschen gibt, die mit ihrer
Buchhandlung Erfolg haben, lesen wir viel zu selten. Petra Hartlieb will das
ändern.
Das ist alles gar nicht so geplant, das mit der
Buchhandlung. Nebenbei und aus einer Schnapsidee heraus bieten die Hartliebs
auf eine Buchhandlung in Wien, die ihnen dann gehört. Und nebenbei fällt ihnen
dann auf, dass es vielleicht doch gar nicht die beste Idee war, schließlich wohnen
sie doch in Hamburg. Er, ausgebildeter Buchhändler, tätig in einem großen
deutschen Verlag. Sie, Literaturkritikerin. Beide in Hamburg lebend, mit der
gemeinsamen Tochter und dem großen hippiesken Sohn.
Dann eben doch nach Wien, Sachen packen, bei Freunden
wohnen, auf der Klappcouch schlafen, ein Kleinkind betreuen, eine Buchhandlung
einrichten und das Gefühl, sich doch übernommen zu haben. Und am Ende: Doch
alles gut! Jedenfalls bis zum ersten Weihnachtsgeschäft, dann wird vielleicht
doch alles ein bisschen viel. Das mit der Buchhandlung und den Kunden, das mit
dem Kind und dem Wohnungsumbau. Aber Ende Dezember dann: Doch alles gut!
Das Personal, das auf den ungewöhnlichsten Wegen gefunden
wird, kann ganz hervorragende Eintöpfe und Aufläufe kochen, die es im
Weihnachtsgeschäft in die Küche schafft und auch sonst können diese Menschen
alles ganz hervorragend und ein bisschen besser als andere. Und vor allem: früher!
Als erste erkennt Petra Hartlieb, dass
Amazon seine Mitarbeiter nicht mit Lasagne und Erbseneintopf durch das
Weihnachtsgeschäft bringt und danach erst weiß es die ganze Branche.
Sie teilt sich mit bekannten Autoren das Taxi, trifft sie zum Abendessen, umarmt sie auf der Buchmesse und spaziert mit ihnen durch Wien. Nebenbei ist sie die antiautoritärste Mutter des Landes, man kann es ja nicht zu oft sagen und als der Sohn die Schule schmeißen will, fliegt sie nach Hamburg, trifft seine Freunde, besucht ihn in seiner WG und dann schmeißt er die Schule doch nicht, wird Lehrer. Also doch: Alles gut!
Sie teilt sich mit bekannten Autoren das Taxi, trifft sie zum Abendessen, umarmt sie auf der Buchmesse und spaziert mit ihnen durch Wien. Nebenbei ist sie die antiautoritärste Mutter des Landes, man kann es ja nicht zu oft sagen und als der Sohn die Schule schmeißen will, fliegt sie nach Hamburg, trifft seine Freunde, besucht ihn in seiner WG und dann schmeißt er die Schule doch nicht, wird Lehrer. Also doch: Alles gut!
Das andere, das kleine Kind, das bei seiner Einschulung an
"ein rumänisches Waisenkind" erinnert, ist streckenweise der
sympathischste Charakter dieser Erfolgsgeschichte, was vielleicht daran liegt,
dass seine Mutter es als an ein "rumänisches Waisenkind" erinnerndes
Kind beschreibt. Über die nächsten zwanzig Seiten die Frage, ob einem wirklich
das rumänische Waisenkind in den
Kopf kommt, aber schließlich wird die Buchhandlung auch von vier Ausländern und
zwei Österreichern umgebaut. Und während auf die Österreicher im weiteren
Verlauf ganz verzichtet werden kann, ist doch ziemlich wichtig zu betonen, dass
die Ausländer Yusuf, Ali, Dragan und Fasgavic heißen und genau so reden, wie
man es von ihnen erwartet. Nämlich zum Beispiel so "Sagst du Chefin, wie
breit da Tür?".
Man kann "Meine wundervolle Buchhandlung" lesen,
an manchen Stellen zwei Augen zudrücken und sich immerhin darüber freuen, dass
das ganze Unterfangen eine Buchhandlung zu betreiben glücken kann und dass es
Menschen gibt, die darüber berichten. Dass nicht nur ihre Buchhandlung wundervoll
ist, sondern offenbar auch Petra Hartlieb selbst, ihr Mann, die Kinder, ihre
Mitarbeiter, all ihre Buchtipps, 90% ihrer Kunden und vor allem Petra Hartlieb
selbst, kann man achselzuckend zur Kenntnis nehmen und versuchen, nicht weiter
darüber nachzudenken oder das Buch genervt zuklappen. Macht man das nicht,
liest man es als eine Hommage an den unabhängigen Buchhandel, den wir brauchen
und der am Ende doch eines ist: gut!
"Meine wundervolle Buchhandlung" ist bei Dumont erschienen, hat 208 Seiten und kostet 18,00 Euro.
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